In die Binsen gehen |
"In die Binsen gehen" hat damit zu tun, dass die Binsen am Wasser wachsen und wenn bei der Jagd die bejagte Wildente "in die Binsen ging", war sie für Jäger und Hund nicht mehr zu greifen, also verloren. |
Hinz und Kunz |
Die
Bezeichnung für die große Menge, die Durchschnittsbevölkerung, stammt aus dem
Mittelalter, als "Hinz" = "Heinrich" und "Kunz"
= "Konrad" sehr verbreitete Namen waren. Grund war wahrscheinlich
die lange Reihe von Heinrichs und Konrads als Herrscher. |
Der geht ran wie Blücher |
Die Redewendung, manchmal auch vollständig "Der geht ran wie Blücher an der Katzbach" zitiert, bezieht sich auf den Sieg Blüchers über die Franzosen an der Katzbach im Jahre 1813. Der volkstümliche Blücher war einer der beliebtesten Militärs, beim Volk war er als "Marschall Vorwärts" bekannt. |
Das ist mir schnuppe. |
Die
"Schnuppe" ist das verkohlte Ende eines Kerzendochtes. Und wenn
einem etwas schnuppe ist, dann ist es ihm so viel wert wie das verkohlte Ende
eines Dochtes - also nichts. In Berlin wurde der Begriff wohl ab 1850
verwendet. |
Kleider machen Leute |
So
heißt eine Novelle von Gottfried Keller, in der ein Schneider in einem Dorf
wegen seiner edlen Kleidung (er hatte gerade keine andere als die, die er
eigentlich hatte verkaufen wollen) für einen Grafen gehalten wird. |
Haderlump |
Hadern
sind die zerkleinerten Textilfasern, die man zur Herstellung von besonders
wertvollem Papier benötigt. In der Frühzeit der Papierherstellung, als man
noch keinen Zellstoff kannte, waren sie sogar die einzige
"Rohstoffquelle". |
"Knöllchen" für Strafzettel |
Der Begriff geht wohl darauf zurück, dass aus der kölschen Verkleinerungsform zu "Protokoll", nämlich "Protoköllche", durch die lautliche Ähnlichkeit mit "Knöllche", der Verkleinerungsform von "Knolle", eben das "Knöllchen" geworden ist. |
Drahtzieher |
Der "Drahtzieher" hat seinen Ursprung nicht etwa im ehrbaren Handwerk des Drahtherstellers, sondern man meint damit einen Marionettenspieler. Also jemand, der hinter der Bühne "an den Drähten zieht", damit sich die Puppen nach seinem Willen im Rampenlicht bewegen. |
Mein lieber Scholli |
Diesen "Scholli" hat es wohl wirklich gegeben. Es handelte sich um Ferdinand Joly, einen Studenten, der wegen eines mysteriösen Vorkommnisses 1783 von der Salzburger Universität verjagt wurde. Bis zu seinem Tod im Jahre 1823 führte er ein unstetes Leben, zog singend, dichtend und schauspielernd übers Land etc.Er war gewissermaßen der Urvater der "Aussteiger". |
Ein Brett vor dem Kopf haben |
Störrischen
Ochsen wurde vom Bauern ein Brett vor den Kopf gehängt, das ihre Sicht
beeinträchtigt. Der Ochse war dann leichter zu führen. |
Dreck am Stecken haben |
Wer
"Dreck am Stecken hat", hat zwar (z.B. nach einem Marsch durch den
Schmutz) seine Schuhe gereinigt, trägt aber den verräterischen Dreck noch
immer mit sich herum. |
Tacheles reden |
"Tacheles" kommt aus dem Jiddischen und bedeutet "Zweck, zweckmäßiges Handeln". Im Wortsinn bedeutet "Tacheles reden" also "zweckmäßig reden, zur Sache kommen.“ |
Kein Geld, keine Schweizer |
Es
gibt nichts ohne Gegenleistung. Bei den "Schweizern" handelt es
sich um die Gardesoldaten, die an vielen europäischen Höfen dienten. Heute
leistet sich nur der Vatikan eine Schweizergarde. |
Vom Hundertsten ins Tausendste kommen |
Bei
der Redewendung geht es ursprünglich gar nicht um abschweifendes Labern,
sondern um Rechenfehler. |
Drei Kreuze machen |
"Drei
Kreuze machen" kommt natürlich aus dem religiösen Brauchtum. Es
bedeutet: "Sich mit dem Kreuzzeichen segnen, dass etwas Schlimmes
vorübergegangen ist." |
Hinter schwedischen Gardinen sitzen |
Aller Wahrscheinlichkeit nach bezieht sich "Gardine" auf einen verniedlichenden Ausdruck aus der Gaunersprache für das Gitter und "schwedisch" waren die Gardinen, weil der hochwertigste Stahl, aus dem natürlich auch die Gefängnisgitter "gewebt" wurden, aus schwedischem Erz hergestellt wurde. |
Auf Schusters Rappen |
Damit sind schwarze Schuhe, also die "Pferde", die der Schuster verkauft, gemeint. |
Wir haben keine Gefangenen gemacht. |
Keine
Gefangenen zu machen oder auf gut Neudeutsch "take no prisoners"
war eine Terrortaktik der Piraten. Normalerweise führten Piratenschiffe ja eine
Flagge (Jolly Roger o.ä.), die sie als Räuber kennzeichnete. Aber sie waren
immerhin Willens, Gefangene zu machen, d.h. ihre Opfer am Leben zu lassen. |
unter aller Sau |
Kommt vom Jiddischen "seo" = "Maßstab". |
einen Korb bekommen |
Die
Redensart nimmt Bezug auf einen mittelalterlichen Brauch. Stand ein junger
Rittersmann (oder Knecht, egal) vor dem Fenster eines holden Mägdeleins und
begehrte Einlass in ihr Zimmer, Herz und Sonstiges, so ließ sie ihm einen
Korb hinunter, in den er sich setzte und daraufhin hinaufgezogen wurde. Holde
Frolleins wohnten meist etwas höher (Rapunzel, man erinnert sich). Ob damals
die Frolleins kräftiger waren als heutzutage, oder ob ihnen jemand beim
Hochziehen half, wer weiß. |
Jemandem einen Bärendienst erweisen |
Der "Bärendienst" hat seinen Ursprung in der Fabel vom Einsiedler und seinem gezähmten Bären. Um die Mücken zu verjagen, die den schlafenden Einsiedler stören, wirft der junge Bär mit einem Stein, der zwar die Mücken vertreibt, aber den Einsiedler tötet. |
Das ist ja wohl eine Binsenweisheit |
Binsen
besitzen im Gegensatz zu anderen Grasarten keine Verdickungen (Knoten) am
Halm. Eine Binsenweisheit ist also eine glatte Sache ohne Verwicklungen oder
Verknotungen. |
Kalte Füße bekommen |
Die
Redensart, mit der der Sachverhalt des "Abbrechens einer (illegalen)
Handlung" umschrieben wird, entstand am Spieltisch. Es war eine beliebte
Ausrede, das Spiel abzubrechen und so den Gewinn zu sichern. |
Rin in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln |
Die Redensart kommt vom Militär. Im Manöver gab es oft den Befehl, auf einen Kartoffelacker vorzurücken. Dieser Befehl wurde dann aber genauso häufig zurückgenommen, um Flurschäden zu vermeiden. |
Im Stich lassen |
Kommt
aus der Zeit der Ritterturniere. |
Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. |
Ein
Übel durch ein noch Schlimmeres verhindern. |
Splitternackt sein |
Schon
im 15. Jahrhundert war man "splitternaket", also ganz nackig. |
Den Stab über jemanden brechen |
So
sagt man, wenn über jemanden ein hartes Urteil gefällt wird. |
Jemandem die Stange halten |
Im
mittelalterlichen Recht gab es die Sitte, jedem Kämpfer im gerichtlichen
Zweikampf einen Sekundanten zur Seite zu stellen, der eingreifen musste, wenn
die Regeln es erforderten. Er "hielt seinem Mann die Stange",
unterstützte ihn also bei seiner Aufgabe. |
Das ist mein Steckenpferd |
Bedeutet:
Das ist mein Hobby. Der Begriff Steckenpferd bezeichnete natürlich
ursprünglich das bekannte Kinderspielzeug. |
Einen Stiefel vertragen können |
Trinkgefäße
in Form von Stiefeln sind schon seit dem 16. Jahrhundert belegt. Diese Form
geht eventuell darauf zurück, dass einst wirklich aus Stiefeln getrunken
wurde. Natürlich nicht aus Fußbekleidung, sondern im "Ruodlieb",
dem ältesten Abenteuerroman deutscher Sprache (um 1030), werden die ledernen
Weinbeutel scherzhaft "Stiefel" genannt. |
Ein Stoppelhopser sein |
Mal wieder was aus der bunten Welt des Militärs.Der Begriff kam um 1870 auf und bezeichnet einen Infanteristen. Manöver fanden gewöhnlich im Herbst statt, und zwar auf den abgeernteten, stoppeligen Feldern. |
über die Stränge schlagen |
Einer, der in ausgelassener Stimmung zu weit geht, schlägt über die Stränge. Man vergleicht ihn mit unwilligen Kutschpferden, die bocken und dabei über das Geschirr, die Zugstränge, ausschlagen. |
Das Gras wachsen hören |
Sind wir ehrlich, kein Mensch kann das Wachstum von Pflanzen akustisch wahrnehmen. Also muss diese Redensart göttlichen Ursprungs sein. In der germanischen Sagenwelt der Edda ist Heimdall der Wächter der Götter, denn er sieht bei Nacht so gut wie bei Tag und kann hören, dass Gras auf der Erde und Wolle auf Schafen wächst. |
Mit jemandem einen Strauß austragen |
Hier
werden keine Laufvögel ausgeliefert, sondern man haut sich gegenseitig aufs
Maul. |
Etwas nach Strich und Faden tun |
Eine Redewendung aus dem Weberhandwerk. Der Meister prüfte das von seinen Gesellen hergestellte Tuch "nach Strich und Faden", also ganz exakt, um das Material zu überprüfen und festzustellen, ob der Geselle sorgfältig gearbeitet hatte. |
Du hast einen Doppelgänger. |
Heute
bezeichnet man jemanden als "Doppelgänger" der einer anderen Person
so ähnlich sieht, dass man die beiden verwechseln kann. |
Ich bin zur Zeit Strohwitwer. |
Ein
Mann, der vorübergehend alleine lebt wird, im Volksmund
"Strohwitwer" genannt. Er ist alleine gelassen, hat niemanden, der
das Stroh, also das Bett, mit ihm teilt, genießt aber auch einige Freiheiten. |
Ein eingefleischter Junggeselle |
"Eingefleischt" ist eine Lehnübersetzung von Lateinisch "incarnatus". Es bedeutet "zu Fleisch geworden". Ursprünglich wurde es nur für Christus, den Fleisch gewordenen Sohn Gottes benutzt, mittlerweile verwendet man es nur noch zur Beschreibung eines "unverbesserlich unverheirateten Mannes". |
Der Kerl ist ein Stümper. |
Einen
Pfuscher nennt man auch Stümper. Der Begriff kommt aus dem Zunftwesen. Ein
"stümpler" war ein Handwerker, der nicht zünftig gelernt hatte und
daher angeblich mit stumpfem Werkzeug herum dilettierte. |
Das ist tabu! |
Ein
Verbot wird heute gerne als ein "Tabu" bezeichnet. Das Wort kommt
von ganz weit her, und zwar aus Polynesien. James Cook lernte den Begriff
1777 kennen, als er auf den Tonga-Inseln vorbeischaute. |
Eine Tartarennachricht erhalten |
Diese
Bezeichnung für eine unglaubwürdige Botschaft beruht auf einer wahren
Begebenheit. |
Mit etwas hinter dem Berge halten |
Das ist mal wieder eine militärische Floskel. Seit dem dreißigjährigen Krieg kennt man die Taktik, Geschütze hinter natürlichen Deckungen, wie Hügeln aufzustellen, um sie in einem günstigen Moment einzusetzen. |
Jemanden am Gängelband führen |
Das
"Gängelband" ist schon seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Es war ein
Band, an dem Kinder beim Laufen lernen festgehalten wurden. Das Wort
"gängeln" bedeutete "ein Kind laufen lehren". |
Drakonische Strafe |
Harte Strafen werden nach dem griechischen Gesetzgeber Drakon benannt. Im 7. Jahrhundert vor Christus waren die von ihm verfassten Gesetze so streng, ja sogar grausam, dass Plutarch schrieb, sie seien "mit Blut und nicht mit Tinte geschrieben". |
Unter die Haube bringen |
Eltern
wollen ihre Töchter unter die Haube bringen, also verheiraten. Nach
germanischem Brauch durften verheiratete Frauen ihr Haar nicht mehr offen
tragen, sondern mussten es unter einer Haube verbergen. Am Hochzeitstag
setzte die Frau die neue Kopfbedeckung zum ersten Mal auf. |
Es ist allerhöchste Eisenbahn |
Die Redensart stammt aus einem Stück von Adolf Glasbrenner. Der schwer zerstreute Briefträger Bornike will um die Hand der Tochter des Malers Kleisch bitten. Am Ende der Szene bricht der Briefträger ganz plötzlich auf, weil er die Post aus Leipzig, die schon im Postamt auf in wartet, noch austragen muss. Beim Weggehen sagt er: "Es ist die allerhöchste Eisenbahn, die Zeit ist schon vor drei Stunden angekommen." |
Kurz vor Toresschluss |
Gerade noch rechtzeitig. Wer im Mittelalter und auch noch spät in eine Stadt hinein wollte, obwohl die Tore schon geschlossen waren, musste einen "Torgroschen" entrichten. Vorher litt er wahrscheinlich unter "Torschlusspanik". |
Das sind potemkinsche Dörfer |
Etwas,
das hübsch herausgeputzt wird, um den eigentlichen, lausigen Zustand zu
verbergen, bezeichnet man als "potemkinsches Dorf". |
Ein Palaver abhalten |
Endlos labern. Es handelt sich um einen Ausdruck aus dem Portugiesischen: "palavra" wurde im Sinne von "Verhandlungen mit Eingeborenen" benutzt. Das Wort, das über portugiesische Händler an die afrikanische Küste kam, brachten englische Seeleute Ende des 18. Jahrhunderts in ihre Sprache ein. |
Etwas ist recht und billig |
Recht
und billig ist etwas, das den geltenden Rechtsgrundsätzen entspricht.
"Billig" wird erst seit dem 18. Jahrhundert in der Bedeutung
"kostengünstig" benutzt. Vorher war es gleichbedeutend mit
"satzungsgemäß" oder "dem natürlichen Rechtsempfinden
entsprechend". Ein billiger Preis war also ein angemessener Preis. |
Das ist kein Pappenstiel. |
Hier geht es nicht um "Pappe", es handelt sich vielmehr um eine Verkürzung von "Pappenblumenstiel". Damit ist der hohle Stiel des "Pfaffenröhrleins" gemeint. Wir kennen diese Blume als "Löwenzahn". Sie wurde zum Sinnbild des Wertlosen, da sie für allerlei Kinderspiele benutzt wurde. |
Sein Schwert in die Waagschale werfen |
Als die Gallier 390 v. Chr. die Römer besiegt hatten, forderten sie einen hohen Tribut. Die Römer beschwerten sich, dass die Gallier die geforderten 1000 Pfund Gold mit manipulierten Gewichten abgewogen haben wollten. Der Gallierkönig Brennus konnte so ein mädchenhaftes Gewinsel überhaupt nicht haben und warf auch noch sein Schwert in die Waagschale. Dazu sprach er noch die berühmten Worte: "vae victis" also "Wehe den Besiegten." |
Persilschein |
Im
zweiten Weltkrieg wurde der Ausdruck "den Persilschein erhalten",
für "den Gestellungsbefehl erhalten, eingezogen werden"
gebräuchlich. Es war für die Wehrpflichtigen üblich, beim Einrücken ihre
Wäsche in Kartons mitzubringen. Diese Kartons besorgte man sich beim Händler
um die Ecke, der hatte meistens Waschmittelkartons übrig. |
Ich kenne meine Pappenheimer |
Das Pappenheimer-Zitat stammt aus Schillers "Wallenstein". Wallenstein lobt mit diesen Worten die Kürassierabordnung des pappenheimischen Regiments. Historischer Hintergrund waren die Kämpfe um die Stadt Magdeburg während des dreißigjährigen Krieges. |
Jemanden verpetzen |
Das
Wort "Petze" für einen Verräter wurde im 18. Jahrhundert durch die
Theologiestudenten des Hallischen Waisenhauses in die lokale Studentensprache
eingeführt. Anfang des 19. Jahrhunderts benutzte man es auch in anderen
deutschen Städten. |
Lunte riechen |
Mit der seit dem Ende des 18. Jahrhunderts bekannten Redensart meinte man den beißenden Geruch der Zündschnur, mit der Geschütze abgefeuert wurden. Dieser Geruch verriet oft den Standort eines verborgenen Geschützes. |
Jemandem aufs Dach steigen |
Das
Abdecken des Daches war im Mittelalter eine Maßnahme gegen sogenannte
"Friedlose" oder "Vogelfreie". Diese Verbrecher durfte
kein Dach mehr schützen, bis sie sich gestellt hatten. |
Da beißt die Maus keinen Faden ab |
Die
Redewendung steht wohl in Zusammenhang mit der heiligen Gertrud von Nivelles,
die im Mittelalter vor allem zur Abwehr von Ratten- und Mäuseplagen angerufen
wurde. |
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